Digital Mindset: Must-have oder Allzweckwaffe?

10.05.2023

Die vielzitierte Zeitenwende lässt sich angesichts der enormen Veränderungsintensität in unserem Leben inzwischen kaum noch leugnen. Automatisierung und Digitalisierung gelten vielfach als Hoffnungsträger für eine ausreichende Anpassungsfähigkeit, um auf neue Anforderungen und Chancen zu reagieren. Entsprechend stehen digitale Fähigkeiten bei Neueinstellungen hoch im Kurs. Spannend ist die Frage, inwieweit Flexibilität und digitaler Enthusiasmus unverzichtbar für eine Neuaufstellung von Unternehmen sind.

Ursprünglich wurde das Mindset-Konzept im Bereich der Motivationspsychologie entwickelt und beschreibt die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Menschen, wenn es darum geht, neue Bereiche zu erschließen, Dinge auszuprobieren und mit den unvermeidbaren Misserfolgen umzugehen. Es lassen sich zwei gegensätzliche Persönlichkeitstypen abgrenzen, die jeweils auf ihre Weise erfolgreich sein können. Während Personen mit einem „fixed mindset“ eher über die Bestärkung ihrer angenommenen Fähigkeiten motiviert werden und dementsprechend nur positives Feedback als hilfreich empfinden, stehen Menschen mit „growth mindset“ neuen Aufgaben aufgeschlossen gegenüber und empfinden die unvermeidlichen Rückschläge als konstruktive Hilfestellung auf dem Weg zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.

Veränderungsfreudigkeit willkommen

Viele Faktoren führen gegenwärtig dazu, dass sich viele Unternehmen grundlegend neu erfinden müssen. Dementsprechend müssen viele Gewohnheiten durch Neues ersetzt werden. Mechanismen, die jahrzehntelang ihre Berechtigung hatten, sind über Nacht nicht mehr gefragt. Es liegt nahe, dass die Personalabteilungen in den meisten Unternehmen vor allem angesichts dieser neuen Anforderungen um Verstärkung bemüht sind. Wenn eine Branche von disruptiven Entwicklungen bedroht ist, muss einiges an Innovation her, um nicht im Zuge der Marktveränderungen von der Bildfläche zu verschwinden.

Häufig bleibt für diese Veränderung zudem deutlich weniger Zeit, als es für einen sanften Übergang wünschenswert wäre. Das wird etwa beim exponentiellen Wachstum der Anwendungsmöglichkeiten von KI-Werkzeugen sowie den daraus entstehenden Strukturveränderungen deutlich. Denn die neuen Systeme müssen erst einmal umgesetzt und eingeführt werden. Zudem ist auch bei der späteren Nutzung ein Umdenken erforderlich. Für Generationen, die mit digitalen Medien aufgewachsen ist, mag das meiste nicht besonders sein. Wer jedoch seine Laufbahn ohne elektronische Werkzeuge begonnen hat, der muss seine Arbeit oftmals deutlich anders strukturieren, als es jahrzehntelange Gewohnheit war.

Das Besondere am Digital Mindset

Angesichts dieser rasanten Veränderungen hat sich das Digital Mindset als eine Verbindung des veränderungsfreudigen Growth Mindsets mit optimalen Voraussetzungen für die Nutzung von Technologien entwickelt. Auch wenn nicht jeder ein „Nerd“ sein kann, Begeisterung für digitale Lösungen, die Freude am Ausprobieren und gleichzeitig die Fähigkeit zu systematischem Denken bringen für die anstehenden Aufgaben erhebliche Vorteile.

Drei wesentliche Faktoren finden sich in dieser Mentalität: Sympathie für neue Dinge und neues Denken, Kreativität und die Fähigkeit, mit Neuem zurecht zu kommen sowie Erfahrungen mit „New Work“, also den offenen, agilen und ergebnisorientierten Arbeitsformen, die grundsätzlich mit einer soliden Kritikfähigkeit einher gehen. Wenn alle drei Faktoren im Team oder bei den Mitarbeiter*innen zusammenkommen, können Unternehmen anstehende Veränderungen deutlich einfacher bewerkstelligen, als mit klassisch orientierten Teams.

Die Personalsuche passt sich an

Auch die Personalabteilungen der meisten Unternehmen haben diese Anforderungen erkannt und sind häufig bemüht, insbesondere Talente zu finden, die über diese Fähigkeiten verfügen. Meist lässt sich dies nur schwer auf Basis von Lebenslauf und Bewerbung feststellen. Aus diesem Grund gewinnt es an Beliebtheit, diese Fähigkeiten fallbezogen, etwa in Bewerbungs-Workshops oder durch Projekte herauszufinden. Denn es geht um viel mehr als etwa die Nutzung digitaler Medien. Wer also seine Freizeit spielenderweise vor dem Rechner verbringt, verfügt nicht zwingenderweise über ein Digital Mindset!

Werden bestehende Teams ergänzt, so wird dann auch darauf geachtet, verschiedene und vor allem sich ergänzende Persönlichkeitsprofile miteinander zu kombinieren. In den allermeisten Fällen werden Unternehmen darüber hinaus bestrebt sein, die vorhandenen Mitarbeiter*innen insoweit weiterzuentwickeln, dass genau dieses Mindset gefördert wird.

Kulturwandel durch Digital Mindset

Viele bestehende Abläufe oder Konventionen in Unternehmen sind jedoch schlichtweg inkompatibel zu einem Digital Mindset. Entsprechend müssen an vielen Stellen Veränderungen und Anpassungen vorgenommen werden. Manch Unternehmen muss sich aus der Perspektive langjährig Beschäftigter praktisch neu erfinden: so viele Dinge werden auf den Prüfstand gestellt und bei Bedarf umdefiniert. Das mag Unruhe mit sich bringen, ist jedoch in vielen Fällen zwingend, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Wichtig ist, auch wirklich substanzielle und erfolgversprechende Veränderungen zu erreichen. Wer Digitalisierung oder die Nutzung von KI-Techniken nur oberflächlich angeht, kommt sicherlich auf diesem Wege nicht optimal zum Ziel. Nur ein wenig digital – das geht eben nicht!

 

Wie steht Ihr Unternehmen oder Startup zu diesem Thema? Wie digital ist Ihr Team aufgestellt? Haben Sie eine digitale DNA? Wo liegen die Hemmnisse auf diesem Weg? Was ist Ihre Meinung als Newsletter Leser*in zu diesem Thema? Wir freuen uns über Feedback, Fragen und Diskussionsbeiträge in jegliche Richtung!