Startup ohne Nachhaltigkeit – geht das?

18.04.2023

Unsere Welt befindet sich in vielerlei Hinsicht im Umbruch und junge Unternehmen sind häufig die ersten, die auf Veränderungen reagieren können. Spätestens die Klimawende und damit verbunden die Umstellung auf regenerative Energiequellen hat den Fokus noch einmal mehr auf Nachhaltigkeit gelegt. Allerdings mangelt es in Startups an Ressourcen jeglicher Art. Sollte also erst einmal auf dieses Thema verzichtet werden, oder macht es Sinn, hierauf einen Fokus zu legen?

Als vor einigen Jahren die UN-Nachhaltigkeitsziele vorgestellt wurden hat dies in vielerlei Hinsicht weltweite Entwicklungen in Gang gesetzt. Den meisten werden die siebzehn bunten Kacheln bekannt sein, die sehr unterschiedliche Lebensbereiche tangieren. Allerdings verhalten sich diese Kategorien und vor allem die 169 Einzelziele sehr unterschiedlich zueinander: Manche stehen in Konkurrenz und manche unterstützen sich gegenseitig. Als Basis für das eigene Handeln sind sie in dieser Vielfalt aus diesem Grund nur mäßig verwendbar. Allerdings sind daraus viele gesetzliche Regelungen entstanden, wie etwa die Vorschriften zum ESG-Reporting, also der verbindlichen Berichtspflicht über die Fortschritte bezüglich dieser Ziele.

Was bedeutet Nachhaltigkeit nun für junge Unternehmen? Zum einen ermöglicht der Neuaufbau von Strukturen die Chance, sehr viel mehr Dinge anders zu machen, als dies in traditionell gewachsenen Organisationen vorliegt. Damit passen viele Startups einfach besser in die heutige Zeit, so scheint es.

Spricht man von nachhaltigen Unternehmen, so wird vor allem die ökologische Nachhaltigkeit in den Vordergrund gestellt. Das hat einen guten Grund, liegen doch hier die dringlichen Veränderungsbedarfe der Gesellschaft, etwa beim Umstieg auf eine regenerative Energiewirtschaft.

Hintergründe und Ursachen für Green Economy

Der europäische „Green Deal“ formuliert die nachhaltige Transformation hin zur Klimaneutralität als klares Ziel bis zum Jahr 2050. Die rund 6.000 grünen Startups in Deutschland füllen hier eine bedeutsame Lücke und sind ihren umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen einer der wichtigsten Faktoren für diese Umstellung.

Auch wenn etablierte Unternehmen eine deutlich bessere Marktstellung haben, als Startups, so sind junge Unternehmen sehr viel wendiger und können damit einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. Oft entstehen die besonders zukunftsfähigen Arbeitsplätze und sozialen Lösungen genau in diesen Unternehmen. Wenn Leidenschaft für Nachhaltigkeit und die Kreativität von Gründungsunternehmen zusammenkommen, lassen sich eingefahrene Denkmuster oft am besten überwinden. Aus diesem Grund gibt es an vielen Universitäten inzwischen eigene Forschungsbereiche zu „Sustainable Entrepreneurship“, um die Potenziale und Wirkungen nachhaltiger Marktaktivitäten zu unterstützen und zu erforschen.

Wandel bewirkt weitreichende Chancen

Aus Gründer*innen Sicht verbergen sich in Bereichen hoher Veränderungsintensität sowohl klare Bedarfe an Produkten und Dienstleistungen und damit verbunden ideale Chancen, durch technologische oder andere Innovationen bessere Lösungen für die neuen Anforderungen am Markt anbieten zu können. Wandel schafft grundsätzlich Perspektiven für die Zukunft und wessen Geschäftsidee genau einen solchen Mechanismus nutzt, kann gute Karten haben, das Startup dauerhaft profitabel am Markt zu betreiben.

Bezogen auf ökologische Nachhaltigkeit liegt dieser enorme Bedarf auf der Hand: Nur zaghaft setzen sich massentaugliche Strukturen durch, die als Antwort auf die bestehenden Notwendigkeiten funktionieren können. Gleichzeitig erleben in geringerem Maße auch Gegenbewegungen eine Renaissance: „Am besten bleibt alles wie es ist, solange nur anderorts oder in anderen Jahrzehnten die Wirkungen zum Tragen kommen.“ Das ruft dann den Staat auf den Plan, der mit regulatorischen Vorschriften sowie finanziellen Eingriffen wie Steuern oder Subventionen versucht, zu unterstützen.

Wie grün können Geschäftsmodelle sein?

Nun fehlt es in Startups üblicherweise an allen Ecken und Enden, so dass sich kaum ein Gründer noch zusätzliche Lasten aufbürden möchte. Anders ist es natürlich, wenn „grün“ direkt ins Geschäftsmodell einzahlt. Das ist in einer erstaunlich großen Zahl von Startups inzwischen der Fall, adressieren diese doch die wirklichen Probleme unserer Zeit. Da diese inzwischen jeden, also jedes Unternehmen, jeden Haushalt und jeden Menschen betreffen, bietet sich reichlich Raum für neue Produkte oder Marktideen.

Seien es klimafreundliche Mobilität, Umstellung von Energienutzungen in allen Bereichen auf regenerative Quellen, Verbesserung der Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft, besserer Schutz der natürlichen Ressourcen und sehr vieles mehr. Eine Gratwanderung zwischen Geschäftsmodell und Impact ist hier kaum erforderlich. Wer genau hinschaut, wie die Welt der kommenden Jahre und Jahrzehnte aussehen wird, erkennt schnell, welche Bereiche unserer Wirtschaft sich neu erfinden müssen, weil sie dem Nachhaltigkeitsgedanken nicht entsprechen.

Gründer*innen in anderen Bereichen haben es da schwerer, so dass es unvermeidbar ist, einen pragmatischen Abgleich zwischen Möglichkeiten, erforderlichen Ressourcen und den Wirkungen vorzunehmen. Wer jedoch komplett darauf verzichtet, riskiert allerdings, irgendwann von den Anforderungen überrascht zu werden, denn auch die Rahmenbedingungen entwickeln sich kontinuierlich weiter.

Kann es die Quadratur des Kreises geben?

Die meisten etablierten Unternehmen sehen in den regulatorischen Anforderungen wie die Pflicht zum Nachhaltigkeitsreporting eher eine zusätzliche Last, die vor allem zur Vermeidung von Sanktionen oder anderen Nachteilen leidlich erfüllt wird. Aus diesem Grund sehen viele Unternehmen auch keinerlei eigenes Budget für diese neuen Aufgaben vor.

Dabei bräuchte eigentlich jedes Unternehmen ein geeignetes Tool zur Nachhaltigkeitsplanung, um die Daten zum eigenen Stand der Aktivitäten zu erfassen, zur Berechnung des eigenen CO2-Fußabdrucks und zur Bewertung des Impacts der ergriffenen Sustainability-Maßnahmen. Auch sind die Beschäftigten in vielen Unternehmen nicht ausreichend für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert, obwohl sich viele der Nachhaltigkeitsprojekte direkt auf die Effizienz oder Produktivität auswirken und damit meist relativ schnell die Kosten senken. Ein Nachhaltigkeitsbudget verdient sich also in der Praxis oftmals von selbst. Und angesichts der weitreichenden Veränderungen gehört Nachhaltigkeit unmittelbar in die Strategie jedes Unternehmens. Das gilt gleichermaßen für Großkonzerne wie für agile Startups – jeder nach seinen Möglichkeiten.

 

Wie steht Ihr Unternehmen oder Startup zu diesem Thema? Ist Nachhaltigkeit Bestandteil des Geschäftsmodells oder gibt es eine konkrete Nachhaltigkeits-Strategie? Was ist Ihre Meinung als Newsletter Leser*in zu diesem Thema? Wir freuen uns über Feedback, Fragen und Diskussionsbeiträge in jegliche Richtung!